von André Wachholz
Millionen Russen-Gespanne mussten unter härtesten Bedingungen ihr Dasein fristen. Sie wurden bei Wind und Wetter über holprige Wege gescheucht, oft gnadenlos überladen, immer das Maximum an Leistung herausholend und sicherlich nicht regelmäßig nach Handbuch gewartet. So mag es sich erklären, dass viele der mittlerweile in die Jahre gekommenen Fahrzeuge auf dem europäischen Markt trotz steigender Preise in einem verwahrlosten Zustand sind und dringend eine pflegende Hand benötigen.
Dem Freund des sowjetischen Motorrads werden die vielen negativen Meinungen über Ural und Dnepr überzogen oder gar vollkommen falsch erscheinen. Dennoch geht ein sowjetisches Motorrad häufiger kaputt als ein westliches.
Nicht zuletzt verhilft uns das zu einer gewissen Leidensfähigkeit, viel Galgenhumor und schweißt die Szene zusammen. Ein Phänomen, das genauso alt ist wie unsere Motorräder selbst.
Dieses Buch erklärt, warum das so ist. Es zeigt aber auch, was man vorbeugend gegen die meisten Pannen ausrichten kann – und es macht Appetit auf die sowjetische Art, Motorrad zu fahren, zu warten, zu verfluchen und zu lieben.
Noch ein Buch über russische Motorräder?
Bei Karren Publishing erschien vor vielen Jahren ein ganz ähnliches Buch. "Mit Hammer und Schlüssel" stellte bis vor Kurzem das weltweit einzige Buch über diese faszinierenden Eisen-Monster dar. André Wachholz' Buch ist keine simple "schwedische" Version dieses Bestsellers. Vielmehr macht er dort weiter, wo "Mit Hammer und Schlüssel" aufhört. "Russisch Eisen" ist eine Liebeserklärung an die sowjetische Ingenieurskunst, mit all ihren Schwächen und Eigenarten. Während "Mit Hammer und Schlüssel" versucht, hohe Erwartungen an eine vermeintlich unzerstörbare Technik zu dämpfen und mit Halbwahrheiten aufzuräumen, konzentriert sich André Wachholz auf das, was wir heute "Lifestyle" nennen: sich reduzieren auf das Wesentliche, die Freude an der puren Technik, der Verzicht auf unnötigen Ballast ... Mit Witz und Verstand zeigt er uns, dass wir auch (oder gerade) mit einem grobgeschnitzten, ölenden Dreirad auf eckigen Rädern glücklich werden können. Nachhaltig und langfristig!
Das mag auch daran liegen, dass André Wachholz Schwede ist. Und die Schweden gehen mit Oldtimern und Technik bekanntlich viel unbefangener um. Für André Wachholz sind die Leidenschaft für sein Motorrad und die Erlebnisse mit ihm zu einem Lebenselixier geworden. Auch wenn ein russisches Motorrad bisweilen Schwierigkeiten bereitet, so bereichert es doch das Leben. Und diese Freude spürt man mit jeder Seite dieses informativen und vergnüglichen Buches.
deutsche Erstausgabe 2021
schwedische Originalausgabe 2016
200 Seiten
179 Abbildungen
ISBN 978-3-947060-01-6
21,5 x 21,5 x 1,5 cm
Übersetzung: André Wachholz
Lektorat: Heiner Stertkamp und Tom van Endert
Umschlaggestaltung: Tom van Endert, unter Verwendung einer Fotografie von André Wachholz
Gestaltung und Gesamtherstellung: Lydia und Tom van Endert
umweltfreundlich gedruckt und gebunden in Deutschland
Dieses Buchs erschien zunächst auf Schwedisch unter dem Titel "Sovjetiskt Järn" – "Sowjetisches Eisen". Meine Lust am Schreiben war mit der Veröffentlichung noch lange nicht erschöpft, und ich überlegte zunächst, über etwas ganz Anderes zu schreiben. Ich erhielt jedoch so viel Anerkennung für »Sovjetiskt Järn« und hörte ständig neue Anekdoten, dass ich dieses Projekt einfach weiterführen musste. Deshalb möchte ich mich bei allen bedanken, die mich ermutigt haben, weiterzumachen. Für die vorliegende überarbeitete Auflage stand mir weit mehr Material zur Verfügung, und es gab jede Menge Neues zu berichten.
Ich hoffe also, dass dir, lieber Leser, die Lektüre meines Buchs, das Ausprobieren der darin beschriebenen Tipps rund um das Fahren, Reparieren und Restaurieren des Motorrads mindestens so viel Spaß und Vergnügen bereiten werden wie mir.
Noch ein Hinweis: Dieses Buch beruht auf meinen eigenen Beobachtungen und Erfahrungen. Es soll kein Nachschlagewerk im engeren Sinne sein, mit dem Anspruch, "absolute Wahrheiten" zu vermitteln – von denen es ja bekanntlich eine Menge auf dem Fahrzeugmarkt gibt und die sich nicht selten widersprechen. Würde ich sie alle niederschreiben, hätte das Buch seinen Sinn verloren. Das hindert mich jedoch nicht daran, Fakten zu benennen und mit dem eigenem Wissen oder dem Anderer zu verfeinern, um die »Geheimnisse« sowjetischer Motorräder ein wenig zu lüften.
Für mich sind das Motorrad und das Schreiben darüber weit mehr als nur ein Hobby – welch trivialer Begriff, als ginge es um Träume, Ideen, mehr um ein Phantom als um die Realität. Wäre dem so, könnte ich leicht auf diesen ganzen Aufwand verzichten und mich stattdessen mit sinnvollen Dingen befassen, etwa dem Studium meiner Rentenbescheide oder der Zubereitung giftfreien Essens. Doch das passt nicht zu mir. Die Leidenschaft für das Motorrad, die Erlebnisse mit ihm und seiner Technik sind mir längst zum Lebenselixier geworden. Auch mit den Schwierigkeiten, die es mir bisweilen bereitet, be reichert es mein Leben. Es ist mir also sehr wichtig.
André Wachholz Stockholm, Schweden