Falcon

Eine hessische Automarke

von Werner Schollenberger

 

Die Liste hessischer Automobilbauer ist heutzutage kurz. Sogar sehr kurz. Jedoch vor rund einhundert Jahren versuchten sich neben der Adam Opel AG in Rüsselsheim noch weitere Hersteller motorisierter Fahrzeuge mit innovativen wie auch mutigen Konstruktionen gegen die heimische Konkurrenz durchzusetzen. Zu ihnen gehörten die Ingenieure Carl Au und Walter Stein, die zusammen mit Gottlieb Hartlieb und Ludwig Sauber ein Automobil namens »Falcon« aus der Taufe hoben. Der Falcon CA 6 6/20 PS war ihr erstes Produkt – gebaut in den ehemaligen Produktionshallen der Munitionsfabrik Max Walbinger in Ober-Ramstadt. Der CA 6 6/20 PS konnte sich in der Folge auch im Rennsporteinsatz den Ruf eines zuverlässigen und leistungsfähigen Automobils erkämpfen. Es sollten weitere Modelle folgen, stets unter der Devise, auch »höchste Ansprüche zu befriedigen«, wie man vollmundig warb. Falcon aus Ober-Ramstadt etablierte sich zu einer respektablen Marke. Bis Mitte der 1920er Jahre in Deutschland die Einfuhrzölle für ausländische Automobile – meist preiswert in großer Serie gefertigt – gesenkt wurden, was zu einem Massensterben deutscher Fahrzeughersteller führte. Auch Falcon musste knapp sechs Jahre nach seiner Erfolg versprechenden Gründung aufgeben …

 

  


Werner Schollenberger gewährt uns mit diesem Buch einen (weiteren) beeindruckenden Blick hinter den Schleier des Vergessens und lässt die Falcon-Automobile in Wort und Bild wieder aufleben. Eine Reise in eine Zeit, in der die automobile Evolution zwar in viele Sackgassen führte, aber noch erfrischend ingeniös war.

 

deutsche Erstausgabe 2022

112 Seiten

123 Abbildungen

ISBN 978-3-947060-14-6

21,5 x 21,5 x 1 cm

 

Gestaltung und Gesamtherstellung: Lydia und Tom van Endert

umweltfreundlich gedruckt und gebunden in Deutschland

Vorwort von Werner Schollenberger

 

Die Geschichte des Automobils wird besonders von den noch auf dem Markt präsenten Hersteller vermittelt und oftmals verzerrt dargestellt. Denn die in der Geschichte vergangenen und somit »toten« Marken – oft innovativ und für die Automobilgeschichte prägend – fallen dabei unter den Tisch. Dies mag aus Unwissenheit, aber auch aus Desinteresse geschehen, oder der Oberflächlichkeit unserer schnelllebigen Zeit geschuldet sein. 

Hinzu kommt die derzeitige Verteufelung des Automobils, speziell des Verbrennungsmotors, die in der Öffentlichkeit einhergeht mit Unwissenheit und mit nicht zu Ende gedachten Lösungen. Als Beispiel sei hier die Elektromobilität genannt.

Vergessen sind die vielen Tüftler, Schrauber, Techniker und Ingenieure, welche unsere Freiheit durch die Mobilität mit dem Auto erst möglich machten.

So geschieht dies auch in der Rhein/Main/Neckar-Region. Wie oft blicke ich bei Gesprächen in erstaunte Gesichter, wenn ich erzähle, dass es zwischen den beiden Weltkriegen in Hessen nicht nur Opel gab! Im Schatten des damals größten deutschen Autoherstellers gab es unter anderem die bedeutenden Adler-Werke in Frankfurt am Main – stets unter den vier größten deutschen Autoherstellern. Und in Darmstadt (später in Mainz) fertigten die Hessische Automobil Gesellschaft und die Fahrzeug Fabrik AG Automobile. Aus Mainz kam der Garbaty-Wagen, und in Ober-Ramstadt gab es die innovativen Röhr- und die Falcon-Werke.

Speziell über den letztgenannten Autobauer sind nur wenige Informationen überliefert. Das reizte mich – sicher auch aus Lokalpatriotismus –, in den vergangenen zehn Jahren intensiv nach Informationen und Unterlagen zu Falcon zu forschen. Getrieben wohl auch durch die Hoffnung, dabei ein solches vierräderiges Relikt vergessen in einer Scheune zu finden. Nun ja, ich möchte es vorwegnehmen: Genau diese Hoffnung erfüllte sich bislang nicht!

Was aber in zunächst eher spärlicher Menge zutage kam, waren Informationen, ein paar Dokumente und wenige Fotos. Dazu noch der Fund von zwei mächtigen Falcon-Kühlern. Besonders wertvoll waren bei meiner Recherche Gespräche mit Zeitzeugen oder deren hinterlassene schriftliche Erinnerungen. Auch lokale Archive konnten ein paar zusätzliche Informationen beisteuern. Oft aber waren Akten und Unterlagen nicht mehr auffindbar oder konnten mir – warum auch immer – nicht zugänglich gemacht werden.

Letztlich konnte das gefundene Material aber ausreichen, ein meiner Meinung nach brauchbares Bild der Automobilmarke Falcon zu skizzieren, das ich Ihnen, lieber Leser, in Form dieses Buches in die Hand geben darf. In der Hoffnung, dass dies erst der Anfang für »noch mehr Falcon« sein wird.

 

Werner Schollenberger

Ober-Ramstadt im Juni 2022